Die Ritterstraße 16-18 liegt inmitten des ehemaligen, legendären „Rollkutscherviertels“. Durch die hohe Dichte an Firmen und produzierendem Gewerbe, die in alle Welt hinaus exportierten, war es auch im Ausland auch als das „Berliner Exportviertel“ bekannt. Das heutige Kreuzberg ist ein Zentrum der Kreativwirtschaft und lässt den Geist des geschäftigen und internationalen Stadtteils fortleben. Der Neubau positioniert sich als ein offenes Schaufenster dieser Kreativkultur. Eine sichtbare, sich über alle Geschosse verwebende Fassadenstruktur verbindet die Vielfalt der Nutzer zu einem gemeinschaftlichen Bild – dem des „Kreativen Gewebes“. Die hellen Arbeits- und Produktionsräume kommunizieren ihren Charakter nunmehr aus erster Reihe über die Fassade in den Straßenraum. In seiner signifikanten Erscheinung wird das Haus zu einer „Adresse“ im Viertel.
Ein geschlossener Block mit schmaler Kleinparzellenstruktur prägte das Stadtbild der Vorkriegsjahre zwischen Ritterstraße und Oranienplatz. Bauliche Erweiterungen waren aufgrund der isolierenden Brandwand-Regelung nur durch Nachverdichtung der Parzellen möglich. Die Entwicklungen der Nachkriegsjahre bewirkten eine Aufweichung der Nutzerstrukturen. Während das Wohnen in neu errichtete Quartiere der Nachbarschaft abwanderte, expandierte das Gewerbe unkontrolliert auf den verbliebenen Brachflächen. Mit der Neubebauung des Oranienplatzes im Jahr 2011 erfährt das Quartier jedoch einen kreativen Aufschwung, welcher zugleich die Chance bietet, alte Strukturen neu zu denken.
Text: Richter Musikowski