
Sichtbeton
Farben und Oberflächen
Neben verschiedenen Oberflächenbearbeitungen wie Strahlen, Säuern, Waschen und Schleifen sowie der Verwendung von Strukturmatrizen trägt auch der Einsatz von Farbpigmenten zur Gestaltung der Betonoberflächen bei. Die Farbgebung wird dabei zusätzlich durch den Einsatz farbiger Gesteinskörnung unterstützt.

Sichtbeton glatt
Glatter Beton hat eine gleichmäßige, unbearbeitete Oberfläche und erfordert eine perfekte Schalung sowie ein hohes Maß an Fachwissen. Ziel beim glatten Architekturbeton ist es, eine einheitliche Oberfläche zu erreichen und gleichzeitig die Natürlichkeit und Lebendigkeit des Baustoffs Beton zuzulassen.

2022

Sichtbeton gestrahlt
Eine edle, matte Optik erzielt man bei gestrahlten Sichtbetonberflächen. Dabei wird mit Hilfe eines Strahlgutes die oberste Schicht des erhärteten Fertigteils wieder abgetragen. Dadurch werden die Gesteinszuschläge sichtbar, es entsteht eine samtige edle Oberfläche.

2020

Sichtbeton gesäuert
Eine feine sandige Struktur erhält man bei gesäuerten Oberflächen. Hier wird mit Hilfe von Säure die oberste Schicht des Zementsteins entfernt. Die Oberfläche wird künstlich angeraut. Ihre Farbe wird überwiegend durch die Feinstteile im Beton bestimmt.

2022

Sichtbeton gewaschen
Eine strukturierte, natursteinähnliche Oberfläche erhält man bei gewaschenem Sichtbeton. Es dominiert hier die Farbe des Zuschlags. Die Zementschlämme an der Oberfläche werden durch Kontaktverzögerer am Aushärten gehindert. Nach dem Entschalen wird die Oberfläche mit Wasser bearbeitet, so dass die Sandkörner oder in einigen Fällen auch die groben Granulate sichtbar werden.

2021

Sichtbeton geschliffen
Eine elegante, repräsentative Oberfläche erhält man bei geschliffenen Betonfertigteilen. Hierfür werden zunächst einige Milimeter von der Oberfläche abgetragen. Anschließend wird in mehreren Schritten poliert. Je feiner der Schleifstein, desto höher der Glanz.

2012

Sichtbeton strukturiert
Die Betonoberfläche ist das Spiegelbild seiner Schalung. Zur Veränderung der Oberflächenstruktur dienen sogenannte Strukturmatrizen. Diese werden in die Schalung eingelegt und zeichnen sich im Beton als Formen und Profile ab.

2017

Sichtbeton gestockt
Beim Stocken wird die erhärtete Betonoberfläche mit einem Stockhammer, bzw. einer Stockmaschine bearbeitet, so dass eine raue und matte Oberfläche entsteht. Je nach Werkzeugwahl können tiefe Texturen erzeugt oder nur eine dünne Schicht entfernt werden. Sowohl Einfüllseite als auch Sichtseite können bearbeitet werden.

Sichtbeton geflammt
Durch die Beflammung mit hoher Temperatur wird die oberste Zementschicht des erhärteten Betons erhitzt, Zementleim und Gesteinskörper platzen ab. Es entsteht eine raue und zerklüftete Oberfläche.

Sichtbeton Foto
Eine relativ neue Technik für die Gestaltung von Betonoberflächen ist der Fotobeton. Mit einem speziell hierfür entwickelten Verfahren können Fotomotive – nach der Bearbeitung am Computer – in die Oberfläche von Fassaden dauerhaft “eingraviert” werden.

Sichtbeton
Beton ist einer der interessantesten, modernsten und wichtigsten Baustoffe unserer Zeit. Kein anderes Material ist so formbar und kann zugleich so viele positive Eigenschaften auf sich vereinen. Wegen seiner nahezu unbegrenzten Gestaltbarkeit ist er äußerst beliebt bei Architekten und Bauherren, seine lange Lebensdauer, seine ausgezeichnete Schalldämmung und die hohe Feuerwiderstandsklasse machen ihn weltweit zu einem äußerst beliebten Baumaterial. Seine hohe Wärmespeicherfähigkeit bietet beste Voraussetzungen für energieeffizientes Bauen. Dies wird zukünftig auch große Bedeutung für den sommerlichen Wärmeschutz haben: ohne maschinelle Klimatisierung allein durch die Wärmespeicherfähigkeit begrenzt der Beton die Innenraumtemperatur auf einen angenehmen Wert.
Die vielen Weiterentwicklungen der letzten Jahre haben den Baustoff Beton zum High Tech Produkt werden lassen. Vom „Intelligenten Beton“ ist die Rede: nachhaltig, mit integrierten energetischen Systemen, schlank, intelligent und smart. Technologische Entwicklungen wie selbstverdichtender, ultrahochfester oder lichtdurchlässige Betone sind nur einige Beispiele dafür.
Sichtbetonfertigteile: Definition und Klassen
Bei Sichtbetonfertigteilen handelt es sich um Betonfertigteile die nicht verkleidet werden, also sichtbar bleiben. An diese werden folgerichtig hohe Anforderungen gestellt. So soll Sichtbeton einerseits eine möglich einheitliche, perfekte Oberfläche und Farbe zum Ziel haben, aber auch die Natürlichkeit und Lebendigkeit des Baustoffs Beton bewusst betonen. Für ein optimales Ergebnis ist hier ganz besonders die Zusammenarbeit zwischen Sichtbetonhersteller, Architekten, Ingenieuren, Betontechnologen und aller am Bau Beteiligte erforderlich.
Um die Anforderungen einheitlich bestimmen zu können und Unstimmigkeiten vorzubeugen, wurde vom Beton- und Fertigteilindustrieverband 2023 das Merkblatt Sichtbetonfertigteile herausgegeben. Dieses Merkblatt dient zur Klassifizierung von Sichtbetonflächen bei Fertigteilen während der Planung und Ausführung sowie bei der Beurteilung der Sichtbetonflächen im fertiggestellten Bauwerk in Analogie zum DBV/VDZ-Merkblatt Sichtbeton bei Ortbetonbauteilen. An die vier verschiedenen Sichtbetonklassen werden unterschiedlich hohe Anforderungen gestellt:
SB 1-FT
Geringe Ansprüche an die Qualität der sichtbaren Fläche.
Mindestqualität ohne ausgeprägte Gestaltungsabsicht z.B.gewerbliche Kellerwände, Gebäude mit vorwiegend gewerblicher Nutzung
SB 2-FT
Normale Ansprüche an die Qualität der sichtbaren Fläche, Planung mit einer bestimmten Gestaltungsabsicht, z.B. Wohnkeller, Treppenhäuser, Stützwände
SB 3-FT
Hohe Ansprüche an die Qualität der sichtbaren Fläche. Planung mit grundlegender Gestaltungsabsicht und hoher Erwartung an die Übereinstimmung des Ergebnisses mit der gestalterischen Vorstellung z.B. Wohnräume, Fassaden, Aufenthaltsräume
SB 4-FT
Sehr hohe Ansprüche mit besonders anspruchsvoller Gestaltungsabsicht und detailierter projektspezifischer Beschreibung des angestrebten Erscheinungsbildes z.B. besonders repräsentative Bereiche, hohe gestalterische Anforderungen
Je höher die Sichtbetonklasse gewählt wird, umso höher sind die damit verbundenen Kosten. Dazu tragen nicht nur höhere Herstellungskosten, sondern auch ein erhöhter Aufwand bei Planung, Transport und Montage bei.
Oberflächenbearbeitung bei Sichtbeton
Von einer Oberflächenbearbeitung spricht man, wenn die Betonoberfläche am ausgehärteten Beton mechanisch, thermisch und/oder chemisch bearbeitet wird. Die Gründe, warum Betonoberflächen überhaupt bearbeitet werden, sind vielfältig. So kommt, wie bereits oben ausgeführt, die Farbe der Gesteinskörnung erst durch eine Bearbeitung der Betonoberfläche zur Geltung und die Farbgebung wird insgesamt gleichmäßiger, zudem treten bei bearbeiteten Oberflächen die Ausblühungen in den Hintergrund.
Die verschiedenen Möglichkeiten, Betonoberflächen zu bearbeiten, werden in der DIN 18 500 Betonwerkstein beschrieben. Sie reichen vom Schleifen und Polieren über Waschen, Strahlen und Säuern bis hin zum Spitzen, Stocken oder Scharrieren. Von einer Oberflächenbearbeitung spricht man, wenn die Betonoberfläche am ausgehärteten Beton mechanisch, thermisch und/oder chemisch bearbeitet wird. Eine der gängigsten Bearbeitungsarten ist das Feinwaschen mit Abtragstiefen von 1 bis 2 mm. Die Oberfläche erhält dabei eine sandsteinähnliche Struktur. Bei grobem Auswaschen wird eine Ausfallkörnung verwendet, das Grobkorn wird knapp zur Hälfte freigelegt. Bei gewaschenen Betonoberflächen dominieren immer die Oberflächen der Gesteinskörner und deren Eigenfarbe. Weit weniger Zementhaut wird beim Absäuern entfernt, lediglich die Oberfläche wird dadurch künstlich angeraut. Stärker "angegriffen", ähnlich dem Feinwaschen, wird die Betonoberfläche beim Sandstrahlen. Bei dieser Methode werden auch die Oberflächen der Gesteinskörnung mit aufgeraut und erhalten eine matte Optik. Die genannten Bearbeitungsarten entfernen also mehr oder weniger Zementstein und legen die Oberflächen der Gesteinskörnung frei.
Farbe und Gesteinskörnung
Neben der Oberflächenbearbeitung bietet sich auch Farbe als Gestaltungselement an. Üblicherweise wird mit Weißzement ein sehr heller Beton gemischt, der durch die Zugabe von Pigmenten nach DIN EN 12878 in allen Farbklassen eingefärbt werden kann. Betone aus Grauzementen lassen sich ebenfalls einfärben, wirken aber nicht so klar und leuchtend. Andererseits lassen sich mit üblichen Grauzementen dunklere Betone leichter einfärben. Die Farbstärke ist abhängig von der Dosierung. Die Farbe kann als Pulver oder als Flüssigfarbe zugegeben werden. Die Farbgebung wird zusätzlich durch den Einsatz farbiger Gesteinskörnung unterstützt.
Schalungen und Matrizen
Die Betonoberfläche ist das Spiegelbild der Schalung und übernimmt sämtliche Formen und Abdrücke. Man unterscheidet zwischen saugender und nicht saugender Schallhaut.
Eine saugende Schalhaut ( sägeraue oder gehobelte Brettschalung) ermöglicht den Entzug von Luft und/oder Überschusswasser aus der Betonrandzone, und fördert so die Herstellung von Oberflächen mit wenig Poren sowie eines relativ gleichmäßigen Farbtons der Oberfläche. Eine nicht saugende Schalhaut ( glatte Brettschalung oder Kunststoffschalung) dagegen ermöglicht die Herstellung nahezu glatter Oberflächen. Sie begünstigt aber auch die Entstehung von Poren, Marmorierungen, Wolkenbildungen und Farbtonunterschieden.
Durch das Einlegen von Matrizen (Kautschuk- oder Gummieinlagen) kann jede gewünschte Betonoberfläche hergestellt werden. Die Betonoberfläche wird durch die Matrizen relativ gleichmäßig im Farbton. Lunker, Poren und Marmorierungen treten hier deutlich weniger auf und sind kaum sichtbar.
Oberflächenbehandlung
Die Möglichkeiten einer Oberflächenbehandlung werden ebenfalls in der DIN 18 500 abgehandelt. Heute werden i. d. R. Silane, Siloxane oder Acrylate hierzu eingesetzt. Ziele einer solchen Behandlung können z.B. sein: Anti-Graffiti-Schutz, Hydrophobierung, Schmutz-oder Ölabweisung oder Beschichtung.